Hi,
dass der Hund ein treuer Begleiter und Freund des Menschen ist, sich bei vielen Besitzern einer großen Beliebtheit erfreut, ist bekannt. Auch, dass sie zahlreiche Aufgaben in der Pflege und Therapie von Menschen erledigen. Nun hat eine Studie gezeigt, dass sie ebenso bei Depressionen erfolgreiche Doktoren sind.
Bild: Oliver Haja / pixelio.deAuslaufhelferDie Hundehalter profitieren gesundheitlich von ihren Vierbeinern. Bei Wind und Wetter müssen sie hinaus, um ihrem Tier – und damit sich selbst – Auslauf zu verschaffen. Davon profitieren Herz und Kreislauf sowie das Immunsystem. Hundebesitzer bekommen statistisch gesehen tatsächlich seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
AlltagsverbessererBlinden, gehörlosen oder an den Rollstuhl gefesselten Menschen helfen speziell ausgebildete Hunde, ihren Alltag besser zu meistern. Die Tiere stellen auch in der Therapie von Demenzkranken einen großen Nutzen dar. Ihnen fällt der Kontakt zu einem Therapiehund oft leichter als die Interaktion mit Menschen. Die bloße Anwesenheit der Tiere hellt ihre Stimmung auf. Selbst aggressive oder verschlossene Patienten werden auf diese Weise wieder für Betreuer zugänglich.
SeelenheilerIn einer Studie wurden die psychischen Auswirkungen auf Menschen mit depressiven Störungen untersucht. Andreas Sobottka, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und leitender Oberarzt im Zentrum für Seelische Gesundheit der Klinik Marienheide, und Mareike Doll-Degenhardt, staatlich geprüfte Hundetrainerin, leiteten das Projekt.
Die StudieDer psychische Zustand einiger Patienten war zu Anfang der Studie äußerst kritisch. Manche hatten schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Depression ist nach wie vor die häufigste und wichtigste psychische Erkrankung, die nicht selten mit einem Suizid endet. „Die Patienten empfinden keine Freude. Sie fühlen sich leer, wert und antriebslos“, sagt Sobottka. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und quälende Gedanken füllen ihren Alltag.
Sobottka und Doll-Degenhardt wiesen jedem der 60 Studienteilnehmer einen Hund zu. Für das tiergestützte Projekt setzten sie Australiana Working Kelpies ein. Aufgrund ihres Charakters eignen sich Vertreter dieser Rasse gut als Therapiehunde. „Sie sind sehr trainierbar, gut auszubilden, freundlich und haben einen kontrollierbaren Jagdtrieb“, erklärt Doll-Degenhardt. Die Züchterin kennt die Tiere von Geburt an und begann ihre Ausbildung schon im Welpenalter.
Die Patienten teilten sich in zwei Gruppen. Die erste Gruppe erhielt parallel zur herkömmlichen Psychotherapie, Ergotherapie und medikamentösen Behandlung regelmäßige Therapieeinheiten mit Hunden. Die zweite Gruppe hatte keine Hundekontakte. Nach vier Wochen wechselten die Gruppen ihr Behandlungskonzept.
Die emotionale Bindung ist ausschlaggebendJeweils am Anfang musste eine emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier entstehen. Dazu zeigten die Forscher den Patienten einen kurzen Film, auf dem ihr jeweiliger Hund entweder als Welpe oder als Mutter mit ihren Welpen zu sehen war. Die anfängliche Distanz wich schnell, die Patienten fingen an, ihren Hund zu streicheln und sich mit ihm zu beschäftigen.
Um eine noch intensivere Beziehung zu fördern, absolvierten die Patienten mit ihren Hunden zweimal in der Woche 30 Minuten lang Übungen und Parcours mit Hindernissen. Auch kleine Abenteuer standen auf dem Programm: Beispielsweise sollte eine Patientin, die Angstsymptome zeigte, ihrem Hund beibringen, über eine schulterhohe Steinmauer zu laufen. Doch zunächst war der Hund skeptisch. Erst als die Patientin ihre eigene Angst überwand und ihm gegenüber selbstsicher auftrat, traute er sich, die Aufgabe zu bewältigen.
Um das Ausmaß der Depression zu erfassen, verwendeten die Wissenschaftler das etablierte Verfahren Beck-Depressions-Inventar (BDI). Mit seinen Antworten auf 21 Fragen gibt der Patient Auskunft darüber, wie er sich in der letzten Woche fühlte. Der Test zeigt zudem, wie stark sich jemand mit Suizidgedanken auseinandersetzt.
Die Todessehnsucht wichIm Vergleich der beiden Gruppen stellten die Forscher fest, dass der Todeswunsch der Patienten unter hundegestützter Therapie schneller nachließ. Genaue Zahlen wird Sobottka, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, demnächst in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlichen. Da das Projekt erfolgreich lief, möchte der Psychiater seine Forschungen ausweiten. Sein Ziel ist es, die tiergestützte Therapie als offizielles Behandlungskonzept für Menschen mit depressiven Störungen integrieren zu können.
John U. Doe